Heute ist es wieder soweit. Eine Handvoll Kinder zieht durch die Straßen und sammelt an Halloween Süßigkeiten ein. Offensichtlich haben sie viel Spaß dabei, ohne böse Hintergedanken oder satanische Motivation.
Gleichzeitig sind meine sozialen Netzwerke von lauter christlichen Aufrufen überladen. Halloween ist eines der jährlichen Feste, an denen die Christenheit offensichtlich etwas zu sagen hat.1
Auf den Reformationstag wird immer wieder hingewiesen. Auch auf die “Geister, die wir riefen und mit denen man nicht spaßen” sollte. Angst ist eine große Emotion, die hier erzeugt wird. Aus meiner Sicht regelmäßig vollkommen überzogen und unberechtigt.
Angst ist kein guter Ratgeber.
Ich weiß, mit diesem Beitrag provoziere ich ordentlich. Einige Namen habe ich jetzt schon im Kopf, die mir vollkommen entgeistert Nachrichten schreiben werden und auf ominöse okkulte Rituale hinweisen. Nochmal: Angst ist kein guter Ratgeber. Jesus schon! Also meine Bitte: Lies den Text erst sachlich und ruhig durch und reagiere erst, wenn du die Geschichte verstanden hast.
Mir geht es nicht darum, dass ein Christ Halloween feiern muss. Dieses Fest geht mit am Hintern vorbei. Ich feiere auch keinen Reformationstag. An Luthers Lehren erinnere ich mich in jeder Predigtvorbereitung. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob ich meine Kinder am 31.10. auf die Straße schicken würde. Muss ich glücklicherweise auch noch nicht wissen.
Allerdings, das weiß ich, würde ich meine Entscheidungen nie aus Angst fällen. Es geht im Ganzen um viel mehr, als um gruselige Verkleidungen und fratzige Kürbisse. Nur bei uns in Deutschland dreht sich alles um Gruselei, Tod und Schrecken… Aber der Reihe nach:
Was ist Halloween?
Tadaaa…
Erstaunt? Schau mal in die Geschichtsbücher. Das, was wir mit Bestimmtheit sagen können, ist eine Verbindung von Halloween mit irischen Einwanderern in den USA. Sie kannten im katholischen Glauben den Feiertag “All Hallows” (Allerheiligen) und feierten den Abend zuvor als “All Hallows Even”. (So wie auch den Christmas Eve, den Heiligen Abend.) Aus All Hallows Even wurde mit den Jahren Halloween.
Bezüge zur Keltischen Kultur.
Nun gibt es einige Schlauberger, die kennen sich anscheinend im keltischen Glauben total gut aus. Sie kennen direkte Bezüge zu einem Fest für einen angeblichen Totengott und vollzogene Geisterbeschwörungen. Mit keltischer Kultur meine ich jetzt keinen Neopaganismus, ich meine die Jungs, die früher, also ganz früher in unserem Land lebten!
Leider haben die erwähnten Experten ein Problem: Es gibt keine historischen Nachweise. Über das Keltentum wissen wir kaum etwas. Die meisten Überreste dieser naturverbundenen Kultur sind mittlerweile verrottet. Bücher haben die keltischen Völker nicht geschrieben. Steinmalereien haben sie aber auch nicht hinterlassen. Unsere Informationen über sie beziehen wir aus langwierigen Ausgrabungen und Erzählungen anderer Kulturen, welche über die Kelten geschrieben haben. Alle vorhandenen Überlieferungen in Bezug auf den 1. November sind christlich beeinflusst. Die meisten sind außerdem äußerst Lückenhaft.
Ich fasse nochmal zusammen: Vor etwa 200 Jahren kamen irische Christen in die Vereinigten Staaten und brachten ihr Brauchtum mit. Auf welche Wurzeln dieses Brauchtum 1000 Jahre früher zurück geht, kann man heute nicht mehr genau feststellen. Die Festlegung von Allerheiligen durch römisch-katholische Christen war auf jeden Fall ohne Einfluss eines keltischen Feiertags. Diese beiden Kulturen lebten voneinander getrennt und kannten sich damals nicht. Dass eine direkte Verbindung vorhanden sei ist auch äußerst unwahrscheinlich, die Kelten lebten nämlich nach dem Mondkalender, unser Kalender ist der Sonnenkalender. Es gab also keine Überschneidungen.
Aber Halloween ist doch auch ein Satanisches Fest…
Ja. Nein.
Es stimmt, dass vor knapp fünfzig Jahren ein Mann in einem Buch Bezug auf dieses Fest nahm und den Tag als einen der wichtigsten dunklen Feiertage ausrief. ABER: Er rief noch einen weiteren Festtag aus: Der wichtigste Feiertag eines Satanisten ist der eigene Geburtstag. Hier hakt die Argumentation also.
Mal ganz ehrlich: Nur weil irgendjemand etwas in einen Kalender schreibt, verändert das doch nichts daran, wie ich persönlich mit dem mir überlieferten Brauchtum umgehe. Am 1. November ist übrigens auch der algerische Nationalfeiertag und der Weltvegantag. Es kann doch jeder feiern, was er möchte. Beeinflussen muss ich mich davon nicht lassen.
Paulus schreibt in Galater 4,10: “Warum achtet ihr so ängstlich auf Tage, Monate, bestimmte Zeiten und Jahre?” Es geht im Glauben nicht mehr um weltliche Feste und Tage. Es geht um die Beziehung mit dem Vater im Himmel. Sie sollte an erster Stelle stehen. ER sollte derjenige sein, den ein Christ tagtäglich ehrt, für den ein Christ lebt.
Wie sollten Christen sich an Halloween verhalten?
Ganz bewusst veröffentlichte ich diesen Beitrag erstmals vergangenes Jahr nach dem 31. Oktober. Ich wollte nicht, dass irgendwer meint, ich würde ihm seine eigenen Entscheidungen abnehmen können oder gar zu irgendwas verführen. Du musst für dich selbst klären, was gut ist und was richtig ist.
An dem Brauchtum (ohne religiösen Bezug) von Haus zu Haus zu ziehen und Süßigkeiten zu bekommen ist grundsätzlich nichts verkehrt. Häuser zu beschmutzen und Chaos zu verbreiten, einen Feiertag als Möglichkeit zur Eskalation zu nutzen, ist überhaupt nicht richtig.
Einer Feier anlässlich toter Geister oder zur Beschwörung dieser ist nicht gut für den Menschen. Es gibt eine unsichtbare Welt. Christen glauben an sie. Wir glauben an Gott, den Vater, der in dieser Welt regiert. Auch an Jesus Christus, seinen Sohn, der im himmlischen Reich zur Rechten des Vaters sitzt. Wir glauben zudem an Engel, an den Widersacher und an sein Gefolge.
Die unsichtbare Welt ist keine interessante Freizeitbeschäftigung.
Sie ist real und beeinflusst unser ganzes Leben. Wenn du dich in einer Feier, einem Fest, einer Beschäftigung wieder findest und dort ohne Jesus Kontakt zur unsichtbaren Welt aufgenommen werden soll, lauf weg. Das ist reiner Okkultismus, von Unehrlichkeit und Lügen durchflossen.
Ich persönlich sehe keine rein okkulte Belastung des Halloweenfestes. Manches ist schlicht und einfach Brauchtum. Ob und wie man dem nachgeht, hängt am konkreten Umfeld und den Menschen, mit denen man zusammen ist.
Eine ganz andere Frage taucht aber in meinem Kopf auf: Warum wird um dieses Fest so ein Hype gemacht? Woher kommt das Bedüfnis nach Grusel und Blut? Kann es sein, dass wir einige Dinge des Lebens aus unserem Alltag zu sehr verbannt haben? Wäre es vielleicht möglich, dass Menschen tief in sich ein Bedürfnis nach einem angemessenem Umgang mit dem Tod haben – wir aber nicht mehr darüber reden? Das würde auf jeden Fall erklären, warum das Marketing zu Halloween-Merchandise so gut funktioniert.
Ganz oder gar net!
Noch ein kleiner Gedanke am Schluss: Ich glaube eigentlich geht es letztendlich nicht um Halloween. Es geht um Fragen vor dem Unbekannten und die Unsicherheit, etwas möglicherweise falsch zu machen.
Ich wünsche mir, dass Christen nicht nur Ende Oktober sensibel werden. Ich wünsche mir, dass sie das ganze Jahr über mit offenen Augen durch die Gegend laufen. Hast du dir schon mal Gedanken gemacht, wo der Osterhase herkommt? Wann der Weihnachtsbaum zum ersten Mal in der Bibel erwähnt wird? Kennst du die Grundlagen vom Julklapp oder die Tradition, bemalte Eier zu verstecken? All dieses Brauchtum geht auf vorchristliche Zeiten zurück. Wir machen es aber nicht, weil damit etwas religiöses verbunden ist, sondern weil man es bei uns einfach so macht. Stell dir mal einen Weihnachtsgottesdienst ohne Baum vor. Da würden einige nach wenigen Minuten die Kirche verlassen und sich laut beschweren. Ganz schnell kommt das Argument mit “verletzten religiösen Gefühlen”…
Nachdenken ist wichtig. Gesunde Skepsis ist heutzutage immer wieder angebracht. Wenn, dann aber in Bezug auf das ganze Leben und bitte nicht nur einmal pro Jahr, weil da so schöne2 Grafiken für Facebook angeboten werden. Das, liebe Mitchristen, war in den vergangenen Wochen nicht selten eine Überdosis Fremdscham…
Denkt bitte an die Kinder.
Zum Schluss ein winziger Gedanke: Wenn Kinder vor deiner Tür stehen, werden sie sich ein Leben lang merken, wie du ihnen begegnet bist. Wenn sie erfahren, dass du Christ bist, werden sie ein Leben lang ein bestimmtes Bild eines Christen im Kopf behalten. Manchmal ist es daher vielleicht liebevoller, einige Süßigkeiten am Start zu haben. Traktate schmecken schlichtweg nicht so gut…
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