Manchmal ist es einfach zum Verzweifeln. Da sitze ich vor meinem Computer und es kommt einfach keine zündende Idee. Oft ist Kreativität gefragt. Ob es um Designgeschichten, Musikprojekte oder einfache Beispiele für eine Predigt geht, alles erfordert Kreatives Denken.
Man kann aber nicht immer kreativ sein und von tollen Ideen nur so sprudeln. Nicht ohne Grund arbeiten viele große Unternehmen im IT Bereich mit ganz anderen Methoden, als man es von „früher“ gewohnt ist.
Was macht man nun, wenn keine Idee im Kopf auftaucht? Kreativität ist glücklicherweise nicht nur Begabung oder Zufall. Man kann sie lernen und bewusst praktizieren. Mit einigen richtigen Methoden kann man in (fast) jeder Situation kreativ werden und einzigartige Ergebnisse produzieren.
Was ist Kreativität?
Kreativität hat in diesem Zusammenhang nur am Rand mit den allgemeinen Künsten zu tun. Es geht hier weniger um Ästhetik, es geht mehr um Möglichkeiten, die wir schaffen, um etwas zu transportieren oder Wege, um ein Ziel zu erreichen.
Laterales Denken kann dir helfen
Um nicht nur meine eigene Perspektive zu sehen, bietet sich das Prinzip des lateralen Denkens1 an. Dieses Prinzip wurde von Edward de Bono in den 60er Jahren entwickelt. Umgangssprachlich nennt man es „um die Ecke denken“. Schon seit Jahren unterrichte ich diese Methode in verschiedenen Seminaren. Nach wie vor bin ich vollkommen überzeugt.
Laterales Denken steht im Gegensatz zum linearen, logischen Denken:
- Es geht also nicht darum, einer logischen Abfolge von Argumenten nachzukommen.
- Man sucht bewusst nach Umwegen, alternativen Antworten und Lösungen.
- Lass zunächst alle Konsequenzen außen vor.
- Blicke nicht analytisch, sondern intuitiv auf Details.
- Stelle konventionelle Lösungen in Frage.
- Nimm Gegebenheiten nicht als unveränderbar hin.
Du wirst sehen, dass sich Möglichkeiten und Spielräume eröffnen. Plötzlich siehst du die Welt mit anderen Augen. Wie aus dem Nichts entdeckst du kreative Methoden und andere Betrachtungsweisen.
Natürlich müssen die Ergebnisse am Ende durch einen „Realismusfilter“ gehen. Nur weil etwas cool ist, kann es nicht auch problemlos umgesetzt werden. Dieser Filter wird aber bewusst ans Ende gesetzt, um im kreativen Prozess keine Steine aus dem Weg räumen zu müssen.
Fünf Methoden des kreativen Denkens:
1. Wunschdenken
Hast Du schon mal überlegt, was wäre, wenn dies oder jenes anders wäre? Manchmal hilft es, alle realistischen Bedenken über Bord zu werfen, um kreativ zu denken. Wenn Du alle Konsequenzen und Vernunftaspekte außen vor lässt, wirst du zu ganz anderen Ergebnissen kommen.
2. Sechs Hüte des Denkens
Diese Methode kann man alleine oder mit mehreren durchführen. Im Grunde geht es darum, sechs Aspekte eines Themas in Beziehung zu setzen. Die Hüte stehen mit verschiedenen Farben für je einen dieser Aspekte:
Blauer Hut: „Process“ – Prozess: Denken übers Denken, Welches denken braucht man? Wie kann man dieses Denken organisieren? Was ist als erstes und was als nächstes dran? Worauf ist zu achten? Was muss unbedingt bedacht werden?
Weißer Hut: Fakten: Welche Informationen liegen vor? Welche Daten sind vorhanden? Neutral und objektiv betrachten wir diese Fakten. Was wissen wir? Was müssen wir herausfinden? Wie bekommen wie die benötigten Informationen?
Roter Hut: Emotionen: Intuitionen, Instinkte, Ahnungen stehen im Mittelpunkt. Man könnte formulieren: „Was sagt mein Bauchgefühl?“ Welche Gefühle regen sich im Nachdenken? Welche Gefühle verbinden sich mit diesen Gefühlen?
Grüner Hut: Kreativität: Alle Ideen, Alternativen und Möglichkeiten können geäußert werden. Unabhängig von der Sachlage und der emotionalen Befindlichkeit wird alles geäußert, was einem durch den Kopf geht.
Schwarzer Hut: Negatives: Schwierigkeiten, Gefahren und Logische Hinderungsgründe gibt es wie Sand am Meer. Damit alle anderen Personae frei von diesen Gedanken sind, wird der schwarze Hut genutzt. Mit ihm werden alle Bedenken notiert und dann mit logischen Argumenten versehen.
Gelber Hut: Positives: Alle Gründe, warum eine Idee nützlich ist, werden festgehalten. Jede logische Verbindung, die auf etwas positives weist, zählt. Alles, was Menschen profitieren lässt, ist hier wichtig.
3. Wechsel der Betrachtungsweise
Besonders in der Predigtvorbereitung bzw. im Umgang mit Texten, aber auch in anderen Situationen hilft der Wechsel der Betrachtungsweise. Jede beteiligte Person erlebt eine Situation anders. Es lohnt sich zu fragen, wie die Menschen etwas wahrnehmen, wie sie etwas beurteilen, welches Vorwissen sie haben, auf welchen Grundlagen sie entscheiden. Spannend ist beispielsweise immer die Konfrontation zwischen Jesus und Jüngern. Er ist der, der den großen Überblick hat, sie sind die, die kaum etwas begreifen…
4. Umkehrmethode
Wenn man ein Problem betrachtet und keine Lösung in Sicht ist, kann man die Sache umdrehen.
Stelle Dir die Frage: „Was würde das Problem noch verschlimmern?“
Wenn man nun verschiedene Gedanken fixieren kann, kann man diese wiederum auch umdrehen und dadurch eventuell eine Lösung bekommen.
5. Random-Input
Hast du schon mal überlegt, was ein rosa Elefant mit einem Erdbeereis zu tun hat? Eigentlich überhaupt nichts. Obwohl… Die Farbe wäre ja ähnlich. Auch mag ein Elefant ja eventuell Eis. Er würde aber sicher ziemlich komisch den Rüssel verziehen, wenn er sich ein kaltes Eis in den Mund stecken will…
So, so ähnlich oder auch ganz anders funktioniert „Random-Input“. Man verknüpft Dinge miteinander, die augenscheinlich überhaupt nichts miteinander zu tun haben. Dadurch ergeben sich neue Möglichkeiten, Gedankenstrukturen und Ideen.
Am Ende realistisch bleiben!
Alle Ergebnisse müssen selbstverständlich am Ende geprüft werden. Nur weil etwas „kreativ“ ist, muss es noch keine Hilfe sein. Manchmal kann eine Verbildlichung auch den eigentlichen Sinn einer Sache verscheiern. Stelle dir also folgende Frage:
- Habe ich am Ende logische, lineare Strukturen, die man verstehen kann?
- Ist alles stimmig zueinander?
- Ist es Zielgruppengerecht?
- Für Gemeindearbeit: Ist das alles theologisch belastbar?
Mit diesen Tipps wirst du bei nächster Gelegenheit vielleicht einige neue Impulse haben. Viel Erfolg, wenn du kreativ werden möchtest…
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