The Chosen – in zwei Tagen durchgesuchtet!!!

Ungefähre Lesezeit: 7 Minuten

Zwei Tage, dann war die Staffel durch. The Chosen, die neue Serie über Jesus Christus, hatte mich neugierig gemacht und schnell in einen gewissen Bann gezogen. Ok, ehrlich gesagt war der Start etwas holperig, dazu aber erst am Ende weitere Details.

Du tauchst ein in eine liebevoll detaillierte Welt voller Emotion und einer tiefen Sehnsucht nach mehr! Schon in der ersten Folge wird das Bild einer geschundenen Frau vor Augen gemalt, voller Dämonen, bezeichnet als Lilith, also eine der übelsten Kreaturen uralter Texte.

Weitere Personen tauchen auf, ein straff gebauter Simon mitten im Faustkampf oder auch ein spannender Matthäus. Er ist ein penibler, akribischer Mann, fast schon im autistischen Spektrum angesiedelt, der ein wenig an den lächerlichen Zachäus erinnert. Schließlich kommt der Mann aus dem Zentrum auf die Bildfläche, Jesus…

Dieser Jesus ist es, der The Chosen fasziniert.

Link zur Android-App: https://play.google.com/store/apps/details?id=com.vidangel.thechosen

The Chosen versteht es, Bilder vor Augen zu malen, um die ich seit fünfzehn Jahren in jeder Predigt kämpfe. Wie bringt man den Menschen bei, dass Jesus kein Arier war und definitiv keine blonden Locken hatte? Auf welche Art erklärt man alltägliche Bedürfnisse eines Menschen, obwohl es um eine heilige Person geht? Wie zeigt man den Hass der Gesellschaft auf Zöllner, die Unreinheit von Prostituierten und die unüberwindbare Grenze zwischen Juden und Samaritern? The Chosen schafft alles das im nullkommanichts. Starke Bilder paaren sich mit stilvoller Musik und schriftgetreuen Aussagen zu einem emotionalen Höhepunkt für fromme Menschen.

Ja, tatsächlich, seit langem hatte ich wieder einmal Pipi in den Augen. Der letzte Moment aus der ersten Folge ist so echt, so authentisch, so Jesuslike, da kann man überhaupt nicht anders.

In mir jubelt das Herz!

Wenn ich eines Tages einen Film oder eine Serie produzieren darf, werde ich genau diesen Weg wählen. Das Leben der damaligen Zeit wird exakt und historisch korrekt abgebildet. Unglaubliche Details lassen sogar den kleinen theologischen Nerd in mir zappeln. Ein nebensächliches Graffiti auf aramäisch, ein Schma’ Israel welches die Perversion eines götzierenden Gesetzes zeigt oder wunderschöne Nachbildungen der römischen Ausrüstung, die selbst zum Rudern nicht abgelegt werden darf.

Wunderschön! Genial gemacht. Mal ehrlich, eigentlich kenne ich sämtliches Material zur damaligen Zeit. Mir sind sowohl alle Bibelfilme, als auch sämtliche säkularen Werke und Serien zur Epoche der Cäsaren ein Begriff. So historisch nah kommt kaum eine Serie ran.

Obwohl… Selbstverständlich gibt es auch Unterschiede. Die damalige Rolle der Frau wird in keiner modernen Serie ausreichen niederdrückend wiedergegeben, wie sie damals zum Standard gehörte. Derartige Ungleichheit können heutzutage nur wenige Kulturen denken. Wahrscheinlich hätte eine Serie dann auch keine Chance, wenigstens 10 Prozent bei Rottentomatoes zu erlangen. An genau diesem Punkt zeigt sich aber am plastischsten die einzigartige Brücke, die The Chosen schlägt:

Bei aller historischen Genauigkeit wird eine emotionale Ebene getroffen, von der ich felsenfest überzeugt bin, dass sie einem heutigen Jesus entsprechen würde. Selbstverständlich würde er heute die Menschen in den Arm nehmen. Er war Mensch inmitten einer lebendigen Kultur und wäre dies auch heute.

Als wäre alles gestern passiert!

Dieser kleine Bruch, ich verstehe ihn als bewussten Kunstgriff, führt den damaligen Jesus direkt in unsere heutige Zeit. Der Mensch wird nahbar, ohne an Heiligem einzubüßen. Er hat Humor, beschäftigt sich mit profanen Dingen wie einem Lagerfeuer und dem Schnitzen von Türschlössern. Ob er nun wirklich Zimmermann ist, oder das Tischlerhandwerk repräsentiert, spielt für die Botschaft keine tragende Rolle. 

Mit genau diesem Kunstgriff kommt eine gehörige Portion Leben in die Geschichte. Alltägliche Probleme wie der Umgang mit unliebsamen Gestalten werden thematisiert und geschickt gelöst. Brüche in der Biografie werden offen angesprochen und als solche dem lebendigen Glauben geöffnet.

Ja, so sieht der Jesus aus, den ich schon oftmals vor Augen hatte, wenn ich an den Geschichten des Neuen Testaments arbeitete. So und natürlich auch viel mehr. Dieses „viele mehr“ vermute ich allerdings jetzt schon Stückweise in den kommenden Staffeln von The Chosen.

Alles bleibt an der Schrift.

Trotz aller Freiheit der Akteure, trotz aller phantasievollen Ausschmückung der Biografien und Geschichten finde ich keinen Punkt, der mich theologisch aufblicken lässt. Das erlebte ich bei biblischen Verfilmungen bisher äußerst selten, wenn überhaupt gepaart mit einer unerträglichen Einseitigkeit der Akteure. 

Der Jesus in The Chosen ist biblisch. Nein, er verwendet in einer gelungenen Synchronisation sogar genau die Worte, wie sie mir seit dem Kindergottesdienst bekannt sind – weitgehend jedoch ohne sich selbst im Kanaanäischen zu verlieren. 

Manchmal sind es sogar genau diese Momente, die kleinen Punkte, an denen gesponnene Fäden zusammenlaufen. Der wunderbare Fischfang ist so genial vorbereitet, dass der folgende Cliffhanger mich auf religiöser Gefühlsebene zutiefst triggern kann. Ja, genau davon will ich mehr. Geschichten fernab aller historischen Belegbarkeit, die jedoch kein einziges I-Tüpfelchen der biblischen Botschaft verleugnen.

Hut ab!

Liebes Team von The Chosen, liebes Übersetzerteam: Ich ziehe meinen Hut vor euch. Danke für diese Mühe und für alle akribische Kleinstarbeit. Ihr habt mit der ersten Staffel ein Meisterwerk erschaffen, welches Seinesgleichen sucht. Für die kommenden Jahre bin ich schon voller Vorfreude, werde mich wahrscheinlich vor lauter Aufregung jetzt bald schon an die zweite Staffel begeben, auch wenn sie bisher nur auf englisch vorliegt. Mal schauen, wann der nächste freie Pastorensonntag dafür geeignet ist.

Ich hoffe sehr, dass mit weiteren Staffeln auch die Finanzierung nochmal ordentlich angekurbelt werden kann. Der kleine Sprung zu “episch” fühlt sich nicht weit weg an. Hier noch ein wenig mehr Totale, dort eine abgefahrene Naturaufnahme aus dem wunderschönen Israel und hin und wieder mal tausend Komparsen mehr… Ja, ich weiß, eigentlich unvorstellbar. Vielleicht übertreibt der kleine Pastor vom Dorf auch mal wieder in seinen Träumereien. Vielleicht haben die Jungs der Produktion aber auch ähnliche Träume. Die Finanzierungsziele deuten jedenfalls in diese Richtung – und das ist gut so!

Vom Marketing her geht noch was!

Tatsächlich möchte ich am Ende noch diesen kritischen Punkt loswerden. Es ist meine persönliche Geschichte und meine Sehnsucht nach dieser Serie. Seit 2019 ist The Chosen schon auf dem Markt. Bis etwa Ostern dieses Jahres hatte ich kaum etwas davon gehört, obwohl ich per Instagram mit einer ganzen Reihe von christlichen Influencern aus dem anglikanischen Bereich verbunden bin. Sie alle konnten die Tiefe, die Tragweite und die historische Größe dieses Projektes nicht auf mein schnelllebiges Smartphone bringen.

Dieses Jahr erreichte mich zunächst eine Anfrage über meinen YouTube Kanal, ob ich zu der Serie mal meine Meinung sagen könne. (Ja, definitiv, wird kommen!) Dann hörte ich von der Übersetzung und dem deutschen Start über die Kanäle von Gunnar Engel und Johannes Hartl. Das Interesse war geweckt. Eine Premiere im Livestream ist aber nicht mein Ding. Meist arbeite ich ja, wenn andere frei haben. Danach ging die Suche dann los.

Krass ist für mich nach wie vor dieses eine Gefühl. Die Serie hielt sich vor mir radikal versteckt. Ok, ich in ein typischer drei Klick Mensch. Allerdings habe ich auch ein wenig Ahnung von Technik. Trotzdem: Wenn ich etwas google, möchte ich etwas finden.*** Schnell finden. Das Ende vom Lied war, dass es drei Anläufe brauchte, die App mit den kostenlosen Folgen zu entdecken. Den Link zur App verfehlte ich zwei mal auf der Landingpage. Google zeigte mir, wenn ich “The Chosen Stream” suchte, eine mysteriöse Serie aus dem Jahr 2015. Die einzige gangbare Option wäre eine DVD oder BluRay gewesen, für solche altbackene Technik besitze ich aber gar kein Gerät mehr. Dann endlich, als ich meine Facebook-Freunde nach der Serie fragte, konnte mir einer von über tausend die App empfehlen…

Insgesamt bin ich noch nicht überzeugt, dass die Methode Crowd-Funding und App-Statistik in Deutschland weit tragen wird. Natürlich ist die Idee großartig. Jeder Klick wird gezählt und erzeugt Millionen von Besuchern. Jede Million der Finanzierung führt zu weiteren Superlativen und Rekorden. Dadurch wird das Projekt für die Presse natürlich äußerst interessant. Zahlen sind aber nicht alles. Was bringen über 200 Millionen Views, wenn die Android-App noch keine 10-Millionenmarke durchbrochen hat? Apple wird es mit 25% Marktanteil nicht rausreißen.

Mir wäre hier Barrierefreiheit wichtiger, als epische Medienpräsenz. Rang 7 in DVD und BluRay Charts bei Amazon zeigt eine klare Ansage: Internet ist im deutschen Staat Neuland. Wir können noch nicht so viel, wie die anderen. So sollte man genau überlegen, wie man die Zielgruppe derart anspricht, dass sie die Serie schnell auf den Fernseher bekommt und sich gern an kommenden Folgen beteiligt. Mir wäre ein digitaler Kauf über den großen Fluss auf jeden Fall die liebste Lösung gewesen, gerne sogar zum Preis der BluRay. Vielleicht geht da ja für die nächsten Staffeln dann was, die englischen Ausgaben sind ein gutes Vorbild. Ich hoffe jedenfalls zutiefst, dass es nicht wieder mal an der Entscheidung einiger Greise hängt, die das Neuland für eine kurze Erscheinung des Zeitgeistes halten!

Zieh dir die Serie unbedingt rein!

So, nun habe ich meine Tastatur ausreichend gequält. Natürlich möchte ich dir diese Serie bedingungslos empfehlen. Ok, ganz ehrlich wollte ich mir grad auch meinen sonntäglichen Feierabendstress ein wenig von der Seele schreiben. Ja, das hat mich wirklich geärgert, nicht mit zwei Tasten auf meiner Fernbedienung zum Ziel zu kommen wie üblich. Dich wird das sicher nicht ärgern, dieser Pastor vom Dorf ist da schon eine Art für sich und lebt sowieso meist auf einem anderen Stern.

Hol dir die Serie unbedingt. Heute noch. Bei YouTube findest du die ersten beiden Folgen eingebettet in kleine Erklärungen und Ergänzungen:

Über die App kannst du jetzt sofort mit der ersten Folge beginnen. Jemand anders hat sie für dich schon bezahlt, du brauchst nur auf Play drücken:

https://play.google.com/store/apps/details?id=com.vidangel.thechosen&hl=de&gl=US

https://apps.apple.com/de/app/the-chosen/id1473663873

Ansonsten, für die alten Hasen mit hohem Qualitätsanspruch, hier natürlich auch nochmal die beiden Scheiben zur Lieferung direkt nach Hause! The Chosen ist ein mediales Meisterwerk unserer Zeit und sollte in keiner christlichen Familie fehlen!

https://amzn.to/3gNMSfN

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Fußnoten

*** Dieses Mal beginne ich direkt mit drei Sternen. Diese Nachricht war weder abgesprochen, noch angepeilt. Sie kam jedoch kurz nach Veröffentlichung und ich möchte sie zur Verstärkung der obrigen Worte gern zeigen:

3 Kommentare

  1. Jörg Schwehn
    16. September 2021
    Antworten

    Super Jochen, dass das diesen Effekt bei dir hat. Das belegt zudem, dass Kommentare hier auch gelesen werden :-)

    Du wirst den Kauf der Staffel 1 auch sicherlich nicht bereuen :-)

    Mit Thalia haben wir übrigens auch eine Werbekooperation zu The Chosen gehabt. Daher ist das so prominent auf deren Webshop. Und in vielen Thalia-Läden auch.

  2. 14. September 2021
    Antworten

    Hallöchen Simon und Jörg,

    bin über LinkedIn hier auf deiner spannenden Seite gelandet Simon – jedenfalls sagt mir mein erster Eindruck, dass es spannend hier ist … und nach dem Lesen deines Kommentares Jörg, habe ich beschlossen, die erste Staffel bei Thalia gleich zu bestellen um dabei meinen heute bekommenen Gutschein direkt einzulösen.
    Jetzt bin ich voll gespannt und freue mich darauf, ihn mit der Familie zu schauen.
    Vielen Dank!

    Jochen

  3. 2. September 2021
    Antworten

    Hallo Simon.

    Ich bin Jörg, Produktmanager für The Chosen bei Gerth Medien, und einer der Menschen, die am Werden der deutschen Synchro beteiligt waren. Und ich wollte mich bei dir bedanken, für die ausgesprochen weise Betrachtungsweise der Serie, der Synchro und des Feingefühls, das uns bei all dem so wichtig war, als wir damit angefangen haben. Du hast das alles bemerkt, und das habe ich so bisher so noch nicht erlebt.

    Du hast das alles quasi komplett richtig beobachtet. Texte, nahe am Traditionellen, dabei aber trotzdem neuzeitlich nahbar und für eine Serie geeignet, die sich auch an bisherige Nicht-Christen wendet. Keine kanaanäischen Ausdrucksweisen, kein „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch…“

    Ursprünglich gab es für die Serie zwei unabhängig voneinander erstellte Synchro-Drehbücher (sehr ungewöhnlich). Erika, ein Fan aus Österreich hat eines gemacht, das sprachlich nicht so gut war und sehr katholisch daher kam, inhaltlich aber dafür passend. Und dann das Drehbuch des Synchrostudios, das sprachlich gut war, geistlich aber ne Katastrophe. Wahrlich, wahrlich, ich sage dir…

    Karoline Kuhn und ich haben seit November daran gearbeitet, die deutschen Texte zu verbessern. Karo war dabei diejenige, die die Hauptlast hatte, und der das meiste Lob dabei gebührt. Ich war eher Korrekteur und Anpasser, der immer auch Karos Chaos-Art so in Form gebracht hat, dass man das als Korrektur-Anweisung ans Synchrostudio weitergeben konnte.

    Wir haben bis März daran gearbeitet, zig Korrekturläufe gehabt, weil das Studio teils schon Sachen aufgenommen hatte, die dann detailliert nochmal geändert werden mussten. Und so weiter. Das war sowas von harte Arbeit, das kann ich dir gar nicht in Worte fassen.

    Aber, es hat sich gelohnt. Wir waren am Ende – im Mai musste nochmal der Hauptslogan ins heutige „Gewöhn dich an Anders“ (ausnahmsweise mal meine Idee) geändert – dann happy ohne Ende, dass das so gut geworden ist. Wir finden diese Monate heute als zu den Wichtigsten gehörend, die wir so erlebt haben.

    Kleiner Background: Inzwischen hat Angel Studios Karo und ihren Neffen Lukas engagiert um Social Media und Marketing für die Serie im deutschsprachigen Raum zu machen. Mit Lukas hattest du wohl auch schon Kontakt. „The Chosen Deutsch“ sind die Beiden. Und ich wurschtel da auch bissl mit.

    Und ich bin der verantwortliche Produktmanager für „The Chosen“ bei Gerth Medien, bzw. der SCM-Verlagsgruppe.

    Und noch ein anderer kleiner Background: Ich bin in Ewersbach geboren und ein paar Kilometer weiter in Eibelshausen aufgewachsen.

    Und ja, es war mir ein echtes Bedürfnis, dem Mann, der all unsere harte Arbeit ganz offenbar verstanden hat und zu schätzen weiß, einfach mal meinen Dank auszudrücken. Auch wenn ich dazu jetzt ein wenig länger gebraucht habe als geplant :-)

    LG, Jörg

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