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Die Tage werden immer kürzer. Jeden Abend fragt man sich wieder: War es um diese Jahreszeit schon immer so früh dunkel? Mit der Adventszeit kommen dann die ersten Lichter und Kerzen in die Wohnung und verbreiten eine wohlige Atmosphäre. In Ewersbach habe ich eine interessante Tradition kennengelernt. Man darf die Lichter nämlich erst nach dem Totensonntag aufstellen. Was aber steckt hinter dieser Tradition, die in vielen Landstrichen Deutschlands verbreitet ist?
Einige interessante Dekoideen:
Mit dem Totensonntag endet das Kirchenjahr
Um das Ganze zu verstehen, müssen wir uns mit einer ganzen Reihe von Traditionen beschäftigen. Traditionen sind grundsätzlich nichts verkehrtes. „Tradition besteht im Bewahren des Feuers und nicht im Anbeten der Asche.”2 Mit den Jahrhunderten haben wir in unseren Breitengraden gute und wichtige Gewohnheiten entwickelt. Sie gehen aber nur an manchen Stellen auf den christlichen Glauben zurück. Manches ist einfach Brauchtum, ganz ohne Bezug zu Jesus.
Der Totensonntag ist eine der neueren Traditionen. Erst seit 1816 ist dieser kirchliche (nicht grundlegend christliche) Feiertag ein „allgemeines Kirchenfest zur Erinnerung an die Verstorbenen.” Dieses Fest wird am letzten Sonntag des Kirchenjahres3 gefeiert. Nach diesem Sonntag beginnt dann das neue Kirchenjahr mit den Adventssonntagen.
Je nach Tradition wird am Totensonntag der Schwerpunkt entweder auf die Erinnerung an die Verstorbenen oder an das Gedenken an die kommende Ewigkeit gesetzt. So wird dieser Festtag in einigen Kirchen und Gemeinden als Totensonntag, in anderen als Ewigkeitssonntag bezeichnet. Einige Kirchen und Gemeinden vermischen auch beide Traditionen und ergeben sich in einem Rundumblick über den Tod hinaus.
Der Ewigkeitssonntag ist gesetzlich geschützt.
In allen deutschen Bundesländern wird der Ewigkeitssonntag als “stiller Tag” besonders geschützt. Ähnlich wie am Karfreitag, sind Tanzveranstaltungen und Ähnliches gesetzlich eingeschränkt. Allerdings: Der Ewigkeitssonntag ist kein offizieller Feiertag, weder gesetzlich, noch christlich.
Ist es nicht irgendwie verstörend, dass man heutzutage gesetzlich regeln muss, wie man sich an einem Gedenktag für Verstorbene zu verhalten hat? Das wäre aber sicher ein weites und ganz anderes Thema.
Was macht der Volksmund nun daraus?
Wenn du nun mal nach der Frage googlen4 solltest, warum man nun erst nach dem Totensonntag schmücken darf, dann kommt als Grundtenor eine interessante Begründung, nämlich: “Respekt!” Man sollte also vor den Verstorbenen Respekt haben und daher erst nach dem traurigen Fest einige fröhliche Lichter aufstellen.
Ist das irgendwo schriftlich fixiert? Gibt es dazu ausgesprochene Traditionen? Nein! Natürlich nicht. Es ist eine Art ungeschriebenes Gesetz, an das einige Menschen sich halten – sehr viele aber auch nicht, damit meine ich besonders geldgierige Kaufleute, die erste Weihnachtskekse schon im September anbieten…
Hängt es aber wirklich am Totensonntag? Natürlich nicht. Ich selbst habe diesen feierlichen Sonntag erst mit 26 Jahren in Ewersbach kennengelernt. ich bin ein freikirchlicher Pastor. Kirchenkreise, Festsonntage und Abhängigkeiten vom Kirchenjahr entsprechen nicht meiner Tradition. Meine Herkunft ist eine ganz andere.
Übrigens: Meine liebste Weihnachtskrippe ist ziemlich puristisch aufgebaut…
Man kann auch schmücken, weil die Adventszeit beginnt.
Betrachte es doch einfach mal von der anderen Seite: Man kann die Wohnung auch einfach dann adventlich schmücken, wenn die Adventszeit beginnt. Ganz ohne Bezug zu dem , was vorher war. Es kann so einfach sein.
Seien wir doch mal ehrlich: Nehmen wir andauernd Rücksicht auf unsere Mitmenschen? Sind uns religiöse Gefühle der Anderen wirklich wichtig? Ist es unser typischer und alltäglicher Antrieb, dass wir aus Respekt vor der Trauer anderer vorsichtig sind? Geht es uns wirklich, ich meine wirklich um (religiöse) Gefühle anderer? Müssten wir dann nicht auch auf alle achten? Also auch auf diejenigen, die etwas ganz anderes glauben? Das könnte ziemlich spannend sein, wenn wir eventuell mal in Richtung islamischer Feste blicken oder auf ganz andere Ideologien wie Veganismus Rücksicht nehmen.
Warum machen wir uns die Sache aber so schwer? Warum legen wir so viel Bedeutung in das Aufstellen einzelner Lichter? Und am Ende mal die ganz ehrliche Frage: Was stört jemanden denn bitte daran, zu trauern, wenn einige Lichter und Kerzen in den Fenstern stehen? Sorgen sie nicht viel mehr für noch mehr Atmosphäre? Hat man aufgebahrte Menschen früher nicht auch mit Kerzen und Lichtern umstellt?
Woher kommen die adventlichen Lichter eigentlich?
Wenn Menschen beginnen, sich über das Aufstellen der adventlichen Lichter zu streiten, muss ich regelmäßig schmunzeln. Oft wird nämlich genauso argumentiert, wie es oben zu lesen ist. Erst kommt der christliche Tag der Erinnerung an die Verstorbenen, dann kommt die christliche Tradition des adventlichen Schmückens.
Nun möchte ich dir aber mal ganz ehrlich eine Frage stellen: Wo bitte steht in den biblischen Weihnachtsgeschichten etwas von Lichtern? Wir lesen von dem Stern über Bethlehem und den drei Weisen, ja. Aber das ist ein Fest, welches im Januar seinen Platz hat und nichts mit dem Advent zu tun hat. Im Advent warten wir auf etwas, dazu schreibe ich dir in zwei Wochen auch noch mehr.
Die biblischen Weihnachtsgeschichten findest du in:
Nun könntest du die christliche Tradition erwähnen, dass man eine Kerze ins Fenster stellt, um die Ankunft eines Menschen zu symbolisieren. Ein Licht, welches auf das Licht der Welt hinweist. Nun, das ist bestimmt richtig, aber insgesamt doch etwas kurz gegriffen.
Am Ende ist alles viel pragmatischer.
Lichter im Fenster gehen auf uralte Zeiten zurück. Stell dir vor, du wanderst durch die eiskalte Natur. Es gibt weder Straßenlaternen, noch Taschenlampen. Wolken hängen vor dem Mond, meist kannst du die eigene Hand nicht vor Augen sehen.
In solcher rabenschwarzer Nacht war eine Kerze im Fenster schon immer ein Zeichen. “Hier musst du hin, hier bist du willkommen,” drückte eine solche Kerze aus. Gerade in Zeiten, in denen man nur auf Tage und nicht auf Minuten eine Ankunft planen konnte, war eine solche Kerze wichtig. Man zeigte damit das richtige Haus, den richtigen Weg an.
Auch die adventlichen Kerzen gehen auf ganz pragmatische Gründe zurück. Wenn ich heute rausgucke, wird es um halb fünf dunkel. Um diese Zeit kann aber kein Mensch schon ins Bett gehen. In Zeiten vor Elektrizität suchte man sich also Lichtquellen für das eigene Heim. Kerzen waren in vielen Haushalten herzustellen. Also produzierte man sie im Sommer und nutzte sie im Winter zur Erleuchtung.
Suchen wir im religiösen Bereich nach der Verwendung von Kerzen und Flammen in der Weihnachtszeit, müssen wir weit zurück gehen. Da landen wir beim heidnischen Julfest, dem Brauchtum zur Wintersonnenwende, welches im vierten Jahrhundert durch das Weihnachtsfest bewusst überlagert wurde. Weihnachtsbaum, Kerzen und Besinnlichkeit sind alles gute Traditionen, die mit der Geburt Jesu aber rein gar nichts zu tun haben.
Was heißt das nun alles am Ende?
Ich finde es gut, dass wir einen Start für die adventliche Deko in unserem Land haben. Ich finde es auch gleichzeitig vollkommen unangemessen, dass wir schon im September mit Lebkuchen überschüttet werden. Die Kommerzialisierung der Advents- und Weihnachtszeit, übrigens auch eine neuzeitliche Erscheinung seit etwa 1850, geht vollkommen an der Sache vorbei.
Ich finde es auch gut, wenn wir unsere Häuser im Winter mit Kerzen und Lichtern aufhellen und damit die dunkle Jahreszeit überstehen. Das Ganze aber mit irgendwelchen christlichen Traditionen zu begründen ist übertrieben und irreführend.
Nun, auf jeden Fall möchte ich nochmal sagen, dass ich keinesfalls deine religiösen Gefühle verletzen möchte. Wenn dir das wichtig ist, dein Leben nach dem Kirchenjahr auszurichten, dann mache das gern. Aber bitte, bitte mach es nicht nur von deinen Gefühlen abhängig. Denke immer wieder vernünftig darüber nach, warum du etwas tust. Sonst landest du schnell in einer Lebenswelt, die nur von Religiosität, aber kein Stück von Jesus Christus geprägt ist.
Paulus sagte vor knapp zweitausend Jahren dazu schon mal:
Im christlichen Glauben geht es um Jesus, nicht um das Halten bestimmter Rituale. Es geht nicht darum, dass du dein Leben nur auf einigen Festen ausrichtest. Und wenn, dann schon gar nicht auf typisch deutschen Festen mit Traditionen, die auf ganz andere Dinge zurück gehen.5 Es geht um eine Beziehung mit Gott, dem Allmächtigen. Er ist derjenige, an den wir in der Adventszeit denken sollen. Er kam als Jesus Christus auf diese Erde und er wird eines Tages auch wieder kommen.
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- Ich weiß, ich rede immer wieder mal von googlen, damit meine ich natürlich nicht, dass du unbedingt die Suchmaschine Google nutzen solltest. Ich selbst arbeite viel mit Ecosia, weil mich das Konzept überzeugt. Aber würdest du es verstehen, wenn ich “ecosianen” schreibe?
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- Als Kirchenjahr wird bei uns eine festgelegte und immer wiederkehrende Abfolge von Festen und Festkreisen bezeichnet. Sie orientieren sich im Wesentlichen an den großen Festen Weihnachten und Ostern und sorgen für die Ausrichtung von Gottesdiensten und anderen kirchlichen Veranstaltungen rund um diese Festkreise. Das Kirchenjahr beginnt in den meisten Traditionen mit dem Vorabend vor dem 1. Advent und endet mit dem Totensonntag / Ewigkeitssonntag.
- Ich weiß, ich rede immer wieder mal von googlen, damit meine ich natürlich nicht, dass du unbedingt die Suchmaschine Google nutzen solltest. Ich selbst arbeite viel mit Ecosia, weil mich das Konzept überzeugt. Aber würdest du es verstehen, wenn ich “ecosianen” schreibe?
- Wenn dir das wirklich wichtig sein soll, dann beschäftige dich bitte mit biblischen Festen, mit dem wirklich Ursprünglichen, nicht mit dem, was wir in den vergangenen Jahrhunderten entwickelt haben. Dann nämlich stellst du fest, wie abgefahren eine solche religiöse Einstellung ist und wie wenig du darin von der Lebendigkeit des Sohnes Gottes findest.
Da wiederholt der „zu frühe“ Verkauf von Lebkuchen thematisiert wird: Lebkuchen sind eigentlich kein Weihnachtsgebäck. Sie sind hier in D schon seit dem 13. Jahrhundert hergestellt worden (womöglich auch noch früher, aber seit dieser Zeit gibt es Aufzeichnungen darüber, dass sie in Klöstern hergestellt und vor allem in der Fastenzeit gegessen wurden) und waren eine Art Honigkuchen.
Da muss man nicht die mahnenden Zeigefinger erheben, sondern könnte sich fragen, warum es Lebkuchen eigentlich nicht das ganze Jahr über zu kaufen gibt? Und: wem schadet es, zu einer anderen als der Weihnachtszeit Lebkuchen zu essen? Es ist doch jedem freigestellt, sie bereits vor der Adventszeit zu kaufen oder eben auch nicht. Warum hier nicht die selbe Toleranz an den Tag legen, die bezüglich der Traditionen zum weihnachtlichen Schmücken gefordert wird? Warum dem Mitmenschen nicht ein Verhalten zugestehen, das man womöglich selbst nicht teilt, das andererseits aber auch niemandem schadet?
[…] Ist es nicht irgendwie verstörend, dass man heutzutage gesetzlich regeln muss, wie man sich an einem Gedenktag für Verstorbene zu verhalten hat? Das wäre aber sicher ein weites und ganz anderes Thema.[…]
Ist es nicht irgendwie verstörend, dass in einem vermeintlich säkularisierten Land wie Deutschland die Religion den Bürgern per Staatsapparat was vorschreibt?
Religionsfreiheit hin oder her, aber das bedeutet dann auch für mich, dass wenn ich keine Lust auf Religion habe, nicht trotzdem von ihr eingeschränkt werde.
Desweiteren finde ich es verstörend, dass die Kirche den Gläubigen vorschreibt an welchem Tag sie um die Toten trauern sollen. Ich kann trauern wann ich will und erwarte auch nicht von Anderen, dass sie nicht feiern, weil ein Angehöriger von mir verstorben ist, auch wenn ich traurig bin.
[…] Adventszeit ist die Zeit, die sich für solch besinnliche Stunden einfach anbietet. Wir werden ruhig, genießen […]
Ich schmücke immer dann, wenn die anderen anfangen. Dass es da eine bestimmte Woche für geben sollte, wusste ich bisher nicht. Danke für die Aufklärung.